Die Forderungen der Schweizer Klimastreiker*innen werden unerfüllt bleiben, soviel ist schon jetzt klar. Für diesen Fall verlangt die Bewegung einen Systemwandel. Auch diese Forderung wird nicht erfüllt werden. Jedenfalls wird es nicht den Systemwandel geben, den sich manche Anhänger*innen einer Systemveränderung wünschen. Was an Wandel sollte gefordert werden?
Dringend gewandelt werden sollte zum Beispiel das System der politischen Entscheidungsfindung, unter anderem durch die systemische Behebung offenkundig-korrupter Zustände (der Art Albert Rösti und Swissoil; Details durch Kurt Marti hier).
Die Klimakrise wirft ein Schlaglicht auf die (eigentlich ohnehin eklatanten) Mängel der Demokratien franco-amerikanischer Prägung, mit denen wir vertraut sind. Es sind zu ‹Pollutokratien› gewordene Plutokratien.
Wir sollten Eigen- und Sonderinteressen mit aller Konsequenz aus den politischen Entscheidungsprozessen aussperren, was, wenn zu Ende gedacht, auch bedeutet, nicht weiter systembedingt immer Leute mit demselben Anspruch zu wählen: Kandidat*innen. (Wir verabscheuen Politiker*innen, also Kandidat*innen. Systembedingt wählen wir sie dennoch immer wieder.) Dieses System gälte es sehr wesentlich zu verbessern.
Die konsequente Anwendung des Verursacherprinzips wäre bereits auch ein wesentlicher Systemwandel. Mit einfachen Regeln würde das Energiesystem gründlich und schnell gewandelt — und es geschähe fast wie von allein, wie im vorhergehenden Beitrag beschrieben ist.
Und das Energiesystem ist das einzige System, das zweifelsfrei sehr schnell gewandelt werden sollte. Selbst dieser Wandel muss jedoch nicht dringend so rigoros sein, wie oft geglaubt wird — was einer schnellen weil einfacheren Lösung im Weg steht.
Bestimmt wird wegen der Klimakrise der Kapitalismus nicht über Bord geworfen — aber möglicherweise gemindert. Noch bestimmter wird es wegen der Klimakrise keinen regelrechten Sozialismus geben — aber, mit Treibhausgasbepreisung und Rückverteilung, und möglicherweise einer Art «Green New Deal», eine Verbesserung der Vermögens- und Einkommensverteilung.
Es gäbe ein System abseits von Sozialismus und Kapitalismus und allem, was dazwischen real existiert. Mit dem Verständnis von Atmosphäre und Natur als Gemeingut ergibt sich eine Perspektive.
Im 19. Jahrhundert hat Henry George vorgedacht; im 20. Jahrhundert haben Georg Ziegler und Peter Barnes weiter- und ihrerseits vorgedacht. Würde gezielt in diese Richtung gearbeitet, könnte das Klimaproblem tatsächlich zu einer Krise werden, also zu einer Chance auf eine positive Veränderung der politischen Ökonomie, des ‹Gesellschaftsvertrags›.
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Dieser Beitrag ist der fünfte von fünf in einer Serie zu den Forderungen der Klimastreikbewegung. Die anderen Beiträge sind:
Wie wir das Klima schützen können
— wie nicht | Erster Beitrag von fünf Beiträgen über die vier
Forderungen der Klimastreikbewegung
Was ‹Klimanotstand› bedeuten sollte
Zur ersten Forderung der Klimastreikbewegung
Beitrag auf klimaatelier.ch
Die grosse Herausforderung | Netto-Null bis 2030 | Was noch zu beachten ist | Eine Einführung zur Forderung Netto-Null bis 2030 | Beitrag auf klimaatelier.ch
Der Ausweg aus der Klimafalle | Vorschlag für Netto-Null bis 2030 unter Berücksichtigung der Forderung ‹Klimagerechtigkeit› | klimaatelier.ch
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