Was aufgrund der monatlichen Zahlen zu erwarten gewesen war, wird nun für das Jahr 2014 bestätigt: Die Kohleförderung in China ging zurück. Auch die chinesischen Kohleimporte waren im letzten Jahr rückläufig. Deshalb beziffert das US-basierte Institut für Energiewirtschaft und Finanzanalyse den Rückgang des Kohleverbrauchs in China von 2013 auf 2014 mit etwa 2,3 Prozent.
China gab einen Rückgang der Kohleproduktion von 2,1% bekannt. Daraus und aus einem Rückgang der Importe um 9% leitet das Institut für Energiewirtschaft und Finanzanalyse (Institute for Energy Economics and Financial Anlaysis, IEEFA) eine Reduktion des Kohleverbrauchs in China von rund 2,3% ab. Zwischen 2001 und 2011 war die Nachfrage nach Kohle in China jährlich um 10% gestiegen, 2012 und 2013 noch um rund 5%.
Offizielle Zahlen zur Veränderung der Kraftwerkskapazität im Reich der Mitte werden später im Januar 2015 erwartet. Das IEEFA gibt bereits einen Zubau von 90 Gigawatt an, davon 22 GW durch Kohlekraftwerke. Die Auslastung der Kohlekraftwerke Chinas sank darum auf bescheidene 56% (2010: 60%).
Der Rückgang des Kohleverbrauchs stellt die jüngste Vorhersage der Internationalen Energieagentur in Frage. Diese prognostizierte erst kürzlich, der globale Kohleverbrauch würde bis 2019 auf 9 Milliarden Tonnen ansteigen. Eine solche Entwicklung scheint nun kaum mehr realistisch zu sein.
Andere Analysten als die IEA hielten schon im Juni bzw. September 2013 ein früheres Kohleverbrauchsmaximum in China für möglich. Das radikalste („China in Deep Transition“) Szenario von Citi, das den globalen Temperaturanstieg auf ca. 2 Grad beschränken würde, ging für China von einer flachen Verbrauchsentwicklung mit einem Maximum in den Jahren 2015 bis 2017 aus. Bernstein Research prognotizierte den maximalen Kohleverbrauch in China für 2016.
Gemäss IEEFA, beziehungsweise der chinesischen Statistik, ging Chinas Stromproduktion aus fossilen Energieträgern im Jahr 2014 gegenüber 2013 um 0,3% zurück, während die gesamte Stromproduktion um 3,9% anstieg. Die Produktion aus Wasserkraft nahm um 22,4% zu, diejenige aus anderen Anlagen um 14,6%.
Das IEEFA gibt nicht an, ob seine Berechnung des Rückgangs um 2,3% nur Kraftwerkskohle betrifft. Sollte das nicht der Fall sein, könnte die Reduktion des Kohleverbrauchs aller Sektoren in China noch höher ausgefallen sein, da sich die Produktion der chinesischen Schwerindustrie abschwächte.
Nachträge
1. Aufgrund einer Meldung grosser Agenturen berichtete die Presse ca. am 4. Februar 2015 auch über den Rückgang der Kohleproduktion in China. Die Meldung, die zum Beispiel auch von der NZZ übernommen wurde, bezieht sich auf die chinesische nationale Kohlevereinigung. Diese gibt einen Rückgang von 2,5%, an. Es handelt sich vorläufig ebenfalls noch um eine Schätzung, da die Zahlen für Dezember noch nicht vorlagen.
2. Am 23. Februar 2015 gibt Lauri Myllyvirta in einem Kommentar für das Energy Desk von Greenpeace seine Erkenntnisse und Meinung bekannt. Gemäss diesem Artikel wurden 39 Gigawatt Kohlekraftwerke hinzugebaut. Die durchschnittliche Auslastung der Kohlekraftwerke Chinas betrug bescheidene 54%. Der Verbrauch von Kraftwerkskohle sank um 1,6% gegenüber 2013. Als Ursache für den Rückgang werden in dieser Reihenfolge dargestellt: Weniger Gesamtstromproduktion; neue Wasserkraftwerke und gutes Jahr für die Wasserkraft; mehr Stromproduktion aus Abfall und Biomasse; Wind, Sonne und Atom, letztere 3 vergleichsweise bescheiden, zu etwa gleichen Teilen — Graphik.
Quelle: Greenpeace, Energy Desk, basierend auf dem China Electricity Council and der Statistik der National Energy Administration für 2014.
Was die Veränderung des Gesamtkohleverbrauchs betrifft, wird noch eine grosse Spanne angegeben. Gegenüber 2013 soll um 0,5 bis 2,5% weniger Kohle verbrannt worden sein.
3. Am 26. Februar publizierte das nationale statistische Amt Chinas offizielle Zahlen, die allerdings auch noch immer als „preliminary“ bezeichnet werden. Demgemäss ging der Kohleverbrauch 2014 gegenüber 2013 um sogar 2,9% zurück.
Weitere Details der Meldung sind: Gesamtenergieverbrauch: plus 2,2 Prozent; Erdöl: plus 5,9%; Erdgas: plus 8,6%; Strom: plus 3,8%. Kohle trug 66,0 Prozent zum Gesamtenergieverbrauch bei, während die sauberen Energien und Atomenergie und Erdgas zusammen 16,9 Prozent beitrugen. Die Energieintensität nahm um 4,8 Prozent ab.
Auch die CO2-Emissionen waren gegenüber dem Vorjahr rücklaufig, um etwa 0,7%, wie Energy-Desk von Greenpeace verkündete, woraus dieses Bild entnommen wurde.
Eine weitere Analyse mit graphischen Darstellungen gibt es vom Carbon Brief.